von Verena Herzog, Nationalrätin SVP TG
(Referat, gehalten an der Medienkonferenz des Abstimmungskomitees «Nein zur Ehe für alle» am 27. August 2021 in Bern. Es gilt das gesprochene Wort.)
Bei der Gesetzesvorlage «Ehe für alle» geht es längst nicht nur um die rechtliche Beziehung zwischen zwei erwachsenen Personen. Die «Ehe für alle» schafft für lesbische Paare einen Rechtsanspruch auf Kinder – per Gesetz wird ein falsches Vaterbild verordnet: Der Mann wird auf die Rolle eines blossen Samenlieferanten reduziert, ohne Verantwortung für das gezeugte Kind zu übernehmen. Mehr noch: Es wird ihm von Gesetzes wegen gar untersagt, sich um das Kind zu kümmern. Die Samenspende für lesbische Paare verwehrt Kindern also per Gesetz den Vater, weil das Recht, seine beiden biologischen Eltern zu kennen und von ihnen betreut zu werden, den Kindern bis zum 18. Lebensjahr grundsätzlich vorbehalten bleibt.
Das bedeutet: Nebst den vielen Kindern, die durch ein Schicksal ihren Vater oder ihre Mutter verlieren, müssten willentlich, geplant noch mehr Kinder vaterlos aufwachsen. Im Gegensatz zu Scheidungskindern, die ihren Vater kennen und im Normalfall auch eine Beziehung zu ihm aufbauen und pflegen können, bleibt Samenspender-Kindern der leibliche Vater bis zum 18. Lebensjahr verwehrt! (Damit schliesse ich nicht aus, dass auch durch ein Schicksal getroffene Alleinerziehende sich zweifellos bemühen können, dem Kind die notwendige Nestwärme und Betreuung zu geben. Dann schickt man sich drein und macht das beste aus der Situation.)
Bedenklich ist jedoch in dieser Vorlage, ein Recht auf Kinder beanspruchen zu wollen, obwohl dies von Natur aus bei homosexuellen Paaren nicht möglich ist. Also müsste der Titel vielmehr «Kinder für alle» heissen.
Kindern wird das Recht auf einen Vater von Beginn an genommen. Erwiesenermassen ist es für Kinder und ihre Identitätsfindung jedoch zentral, Vorbilder von beiden Geschlechtern, also Vater und Mutter, zu haben! Wir sollten endlich betroffenen Kindern mehr Gehör schenken, denn fast alle äussern sich ähnlich.
Ich zitiere ein Kind, welches bei lesbischen Frauen (durch Samenspende) aufgewachsen ist: «Die Abwesenheit meines Vaters verursachte ein grosses Loch in mir, und ich sehnte mich jeden Tag nach einem Vater. Ich habe die Partnerin meiner Mutter geliebt, aber eine zweite Mutter kann den Vater, den ich verloren habe, niemals ersetzen!»
Neben der Samenspende für lesbische Frauen soll auch die Volladoption für homosexuelle Paare erlaubt werden. (Bereits heute ist die Stiefkind-Adoption rechtlich möglich.) In der Schweiz werden pro Jahr durchschnittlich 20 Babys zur Adoption freigegeben. Dies bedeutet, dass viele Kinder vom Ausland geholt und adoptiert werden müssten. Dabei werden häufig nicht arme Waisenkinder oder Heimkinder adoptiert, sondern Babys aus dem Kinderhandel.
Heute müssen wir Wiedergutmachungen leisten, weil in den 1980-Jahren viele Babys aus Sri Lanka «importiert» wurden, welche nun ihre Herkunft und Identität suchen. Mit dem neuen Gesetz würden noch mehr Probleme geschaffen, wenn wir die Adoption von Babys auch auf homosexuelle Paare ausweiten würden.
Fazit
Dieses Gesetz betrifft vor allem die Zukunft von Kindern – den schwächsten Gliedern in unserer Gesellschaft – welche zum Spielball oft egoistischer Erwachsener würden. Die Befürworter der Vorlage erheben zwar Anspruch auf Gleichberechtigung von erwachsenen homosexuellen Paaren, das Recht der Kinder auf eine Mutter und einen Vater blenden sie aber aus.
Niemand hat ein Recht auf Kinder, aber die Kinder haben ein Recht auf Mutter und Vater, auch gemäss der UN-Kinderrechtskonvention. Dieses Recht würde ihnen mit dieser Vorlage genommen! Mit diesem Gesetz würden nicht nur viele neue Probleme, sondern auch neue Ungleichbehandlungen geschaffen! Aus all diesen Gründen sage ich nein zu «Kinder für alle»!
Verena Herzog