von Georg Walter, Heilpädagoge, Ehe- und Familiencoach, ehem. Leiter einer sozialpädagogischen Pflegefamilie, Vater und Grossvater

(Referat, gehalten an der Medienkonferenz des Abstimmungskomitees «Nein zur Ehe für alle» am 30. August 2021 in Bern. Es gilt das gesprochene Wort.)

Vater zu sein war fast 20 Jahre mein Hauptberuf. In unserem grossen Haus wuchsen fünf eigene und fünf Pflegekinder auf. Auch für unsere Pflegekinder waren meine Frau und ich Eltern. Der Kontakt zu den leiblichen Eltern wurde nach Möglichkeit gepflegt. Über einen langen Zeitraum erlebten wir also leibliche und nichtleibliche Elternschaft nebeneinander. Mein Fazit aus dieser langen Zeit als Pflegevater und auch aus späteren Beratungsgesprächen mit Pflege- und Adoptiveltern:

  • Durch den Zeugungsakt von Vater und Mutter wächst das Kind in die einzige gesetzte Beziehung in seinem Leben (neben der Beziehung zu Geschwistern.) Gesetzt heisst: Vater ist „mein Vater“. Mutter ist „meine Mutter“, ohne jeden Zweifel. Für Mutter und Vater ist das Kind „mein Kind, ein Teil von mir“. Das gilt für das ganze Leben. Die gesetzte Beziehung ist, was sie ist – sie ist nicht ersetzbar. Dies führt zu einer beispiellosen Tiefe und Strapazierfähigkeit der Beziehung und ergibt eine maximale Beziehungs-Sicherheit.
  • Jede nichtleibliche Elternschaft ist arrangiert, nicht gesetzt. Sie muss sich von Eltern- und Kindseite her immer wieder neu beweisen und bestätigen. Dies führt

zu Verunsicherung und Fragen, in Krisenzeiten und besonders in der Pubertät. Arrangierte Elternschaft bringt immer zusätzliche Belastungen mit sich, sogar bei Adoption, wo zwar der juristische Teil geklärt ist, der Abstammungsteil aber nicht. Die Beziehungs-Sicherheit ist labil.

Persönliche Beispiele aus der Pflegefamilie

  • Aufwachsen in arrangierten Beziehungen war und ist Schicksal vieler Kinder. Kinder kommen mit Vielem klar. Neben erschütternden Beispielen gibt es zum Glück viele positive.
  • Vorsätzlich nehmen wir arrangierte Beziehungen in Kauf, wenn wir die Vorlage „Ehe für alle“ annehmen. Das ist mit Sicherheit nicht im Interesse des Kindes. Auch für die Eltern ist arrangierte Elternschaft immer eine zusätzliche Belastung.

Zusammenfassend gilt:

  • Durch den Zeugungsakt wächst das Kind in die einzige gesetzte Beziehung in seinem Leben. Gesetzt heisst: Vater ist „mein Vater“. Mutter ist „meine Mutter“, das Kind ist „mein Kind“, ohne jeden Zweifel. Dies führt zu einer beispiellosen Tiefe und Strapazierfähigkeit der Beziehung und ergibt eine maximale Beziehungs-Sicherheit.
  • Jede nichtleibliche Elternschaft ist arrangiert, nicht gesetzt. Sie muss sich von Eltern- und Kindseite her immer wieder neu beweisen und bestätigen. Die labile Beziehungssicherheit führt zu Verunsicherung, besonders in Krisen.
  • Vorsätzlich nehmen wir arrangierte Beziehungen in Kauf, wenn wir „Ehe für alle“ annehmen. Das ist mit Sicherheit nicht im Interesse von Eltern und Kindern.

Georg Walter